Helfen kabellose Mikrofone Kindern beim Spracherwerb?

Auch wenn sie Hörgeräte benutzen, haben Kinder mit Hörverlust einen eingeschränkten Zugang zur Sprache. Kabellose Mikrofonsysteme wie Roger können die Sprachexposition bei Kindern verbessern. Aber können sie auch die Sprachleistung von Kindern positiv beeinflussen?

Um sprechen zu lernen sind Kinder auf Sprachinput von ihren Bezugspersonen angewiesen. Einige Studien haben bereits gezeigt, dass Kinder, die mehr Wörtern ausgesetzt sind, besser sprechen lernen als jene, die weniger Wörter hören. Bei kleinen Kindern mit Hörverlust reduziert sich der Zugang zum Sprachinput – selbst bei leichtem oder mittlerem Hörverlust. Die hörakustische Versorgung beginnt in der Regel mit einer frühzeitigen Anpassung von Hörgeräten. Doch leider können Hörgeräte den Sprachzugang für Kinder nur bis zu einem gewissen Grad verbessern – schwierig wird es in geräuschvollen Umgebungen oder beim Hören über Distanz. Spätestens wenn Babys anfangen zu krabbeln oder zu laufen, geraten sie häufiger in schwierige Hörsituationen, in denen sie keinen klaren Zugang zu Sprachinput haben.
Als weitere technische Unterstützung neben Hörgeräten können Familien außerdem auf ein kabelloses Mikrofonsystem wie Roger zurückgreifen. Indem die Bezugsperson ein Mikrofon trägt, das Gesprochenes direkt auf das Hörgerät des Kindes überträgt, verbessert sich die Sprachverständlichkeit – insbesondere in geräuschvollen Umgebungen oder über Distanz. Die Lautstärke des Sprachinputs kann so um 15 dB gesteigert werden. Kleiner Wermutstropfen: Der Einsatz solcher Mikrofonsysteme bedeutet ein Gerät mehr, an das im hektischen Familienalltag gedacht werden muss sowie zusätzliche Kosten. Daher stellt sich die wichtige Frage: Führt der Einsatz von kabellosen Mikrofonen zuhause dazu, dass Kinder besser sprechen im Vergleich zu einer reinen Hörgeräteversorgung?

Wie sich der Einsatz von kabellosen Mikrofonsystemen zu Hause auf Kinder mit Hörverlust auswirkt

Unsere Studie Outcomes of Children with Hearing Loss (OCHL) untersucht die Auswirkungen von Hörverlust auf die Kindesentwicklung. In zehn Jahren Forschungsarbeit haben wir den Einsatz von kabellosen Mikrofonsystemen zu Hause bei Kindern mit Hörverlust untersucht. Mithilfe der Untersuchung wollten wir außerdem mehr Wissen über kabellose Mikrofonsysteme sammeln. In unserer Studie haben wir Vorschulkinder mit Hörverlust getestet, die zu Hause Zugang zu Hörgeräten und kabellosen Mikrofonen hatten, und ihre Leistung mit einer ähnlichen Vergleichsgruppe von Kindern mit Hörgeräten verglichen, die zu Hause keine Mikrofonsysteme verwendeten. Im Alter von fünf Jahren absolvierten die Kinder eine Reihe von Sprachtests, in denen Wortschatz, Grammatik und Diskursfähigkeit gemessen wurden. Letzteres Testkriterium bewertet fortgeschrittene Sprachkenntnisse wie die Fähigkeit,  auf subtile Anweisungen zu reagieren oder Vorhersagen zu treffen (z. B.: „Was passiert mit den Keksen, wenn wir sie in den Ofen stellen?“).
In Sachen Wortschatz und Grammatik konnten wir keine Unterschiede zwischen den zwei Gruppen feststellen. Im Diskurs-Test erzielten die Kinder mit Hörverlust, die Mikrofone verwendet hatten, jedoch deutlich bessere Ergebnisse als jene, die diese nicht benutzten. Diese vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass kabellose Mikrofonsysteme in Kombination mit Hörgeräten den Zugang zu über Distanz und von Bezugspersonen Gesprochenem erleichtern, was sich wiederum positiv auf die fortgeschrittenen Sprachkenntnisse auswirken kann.

Was bedeutet dies für ein Kind mit Hörverlust?

Mit fortgeschrittenen Sprachkenntnissen sind Kinder besser in der Lage, Probleme zu lösen, Vorhersagen zu tätigen und ihre Antworten zu rechtfertigen – alles Fähigkeiten, die den Erfolg in der Schule fördern und Kindern in ihrem sozialen Leben helfen.

Weitere Informationen zur Studie des OCHL-Teams zu Remote-Mikrofonsystemen finden Sie auf unserer Website oder in Artikeln, die wir im Journal of Speech, Language, Hearing Research und im International Journal of Audiology veröffentlicht haben.
Die OCHL-Studie habe ich gemeinsam mit Maura Curran durchgeführt. Maura ist Postdoc-Wissenschaftlerin und Sprachpathologin am Department of Communication Sciences and Disorders an der University of Delaware, USA. Ihre Forschung konzentriert sich auf Grammatikinterventionen und schulische Ergebnisse für Kinder mit Sprachstörungen.