Leichter telefonieren, aber wie?
Ohne Telefon geht heute eigentlich nichts mehr – in Notfällen sowieso, aber auch aus der alltäglichen Kommunikation sind Handy und Co. nicht mehr wegzudenken. Dabei ist es nicht immer einfach, die Person am anderen Ende der Leitung zu verstehen – und das ganz besonders mit Hörverlust.
Ich gebe es zu: Ich hasse es zu telefonieren. Egal ob Festnetz oder Mobiltelefon, ich mag das Gefühl eines Telefonhörers, der gegen mein Ohr drückt, nicht sonderlich – und eine Freisprecheinrichtung als Alternative bringt immer eine Menge an Hintergrundgeräuschen mit sich. Das Telefon klingelt sowieso unweigerlich, wenn ich gerade beschäftigt bin und keine Hand frei habe. „Kinder, könnt ihr ans Telefon gehen? Mamas Hände sind schmutzig!“ Aber ich habe keine Wahl, das Telefon ist ein zentraler Bestandteil des Lebens – ich brauche es für die Arbeit, um mit meiner Familie und Freunden in Übersee in Kontakt zu bleiben und meinen Partner daran zu erinnern, auf dem Weg nach Hause Brot einzukaufen. Doch obwohl ich normal hören kann, gibt es Momente, in denen es für mich schwierig ist, die Stimme des Anrufers zu verstehen. Die meisten modernen Telefone (sowohl Festnetz- als auch Mobiltelefone) bieten eine Lautstärkeregelungsfunktion, um das Signal-Rausch-Problem zu lösen. Aber wie wir wissen, gibt es Situationen, in denen die Steigerung der Lautstärke nicht unbedingt die Klarheit verbessert. Ich kann wirklich mit meinen Kunden mitfühlen, die einstimmig berichten, dass das Telefonieren mit Hörgeräten für sie schwierig ist.
Neben Einweisungen meiner Kunden in den Umgang mit ihren Hörgeräten verbringen wir viel Zeit mit Tipps für ein besseres Telefonieren mit Hörgeräten. Früher ging es meistens darum, unsere Kunden zur richtigen Positionierung des Telefons zu beraten. Beim Tragen von Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten mache es keinen Sinn, den Hörer an den Gehörgang zu halten, sondern er sollte so gehalten werden, dass sich das Hörgerätemikrofon am oberen Ende der Ohrmuschel befindet. Oder bei maßgeschneiderten Hörgeräten wurde empfohlen, den Hörer leicht schräg zu den Hörgerätemikrofonen zu halten, um Rückkopplungen zu vermeiden. Diese Umstellung war für die Kunden meist recht herausfordernd – am Ende haben sie dann oft einfach nur ihre Hörgeräte herausgenommen, um den Hörer normal zu halten!
Studien bestätigen, dass Hörvorteile durch das direkte Streamen des Signals direkt in das Hörgerät und nicht durch das Mikrofon erzielt werden können. Der erste Versuch hierzu erfolgte in den späten 1940er Jahren, als die Telefonspulentechnologie erstmals in Hörgeräten eingeführt wurde. Leider waren T-Spulen und Sendeschleifensysteme aufgrund von Beschränkungen wie der Größe der T-Spule trotz ihrer Vorteile nicht weit verbreitet. Andere Entwicklungen zur Verbesserung des Telefonsignals wurden auch in Hörgeräten implementiert, wie z.B. das Abspielen des Telefongesprächs an beide Ohren oder das Ausschalten der Mikrofone, um den SNR zu verbessern oder um eine Feinjustierung zur Anpassung der Frequenzantwort eines bestimmten Telefonprogramms zu erzielen.
Jetzt befinden wir uns im Zeitalter des „Streamings“. Der Einbau von Bluetooth in Hörgeräten ermöglicht heute ein direktes Streamen des eingehenden Audiosignals bei einem Anruf auf die Hörgeräte. Der Hörgeräteträger kann seinen Gesprächspartner hören, ohne das Telefon in die Hand nehmen zu müssen. Hier bieten sich eindeutige Vorteile für das Verstehen!
Jetzt brauche ich nur etwas, das mich daran erinnert, Brot zu kaufen…