Kann man meine Hörgeräte sehen?

Wir präsentieren ein Werkzeug, mit dem sich die Sichtbarkeit von Hörgeräten objektiver messen lässt

“How (in)visible would you rate these hearing aids?”

„Wie (un)sichtbar sind diese Hörgeräte?“

Diese Frage kennt sicherlich jeder, der schon einmal an einer Studie zum kosmetischen Design von Hörgeräten mitgewirkt hat. Diskretion ist ein wichtiger Punkt, war aber bisher kaum objektiv messbar.

In der Studie entscheidet entweder der Studienleiter, welches der getesteten Hörgeräte am wenigsten sichtbar ist oder der Hörgeräteträger selbst, indem er einfach in den Spiegel schaut. Das Urteil wird meistens anhand einer vordefinierten Antwortskala gefällt, die von „überhaupt nicht sichtbar“ bis „deutlich sichtbar“ reicht.

Aber ist dieses subjektive Urteil zuverlässig und mit einer objektiven Messung vergleichbar? Meiner Meinung nach ist das nicht der Fall. Wäre es nicht schön, eine systematischere Methode zur Messung der Sichtbarkeit zu haben, unabhängig vom subjektiven Eindruck? Ein solches Werkzeug wollten wir im Validations-Team von Phonak entwickeln.  Dabei ist uns eine wunderbare Idee gekommen, wie man eine Messung zur Un-/Sichtbarkeit von Hörgeräten objektiver gestalten kann.

Im Mittelpunkt unserer Erfindung steht die folgende Frage: Wie würden Sie anderen Personen Ihre neuen Im-Ohr Hörgeräte zeigen? Stellen Sie sich vor, Sie sprechen gerade mit einem Freund, der Ihnen direkt gegenüber steht. Aus dieser Position heraus sieht Ihr Freund die Hörgeräte nicht, weil der Tragus sie abdeckt. Um ihm die Hörgeräte zu zeigen, müssten Sie ihren Kopf so weit drehen, bis diese sichtbar werden. Genau das misst unser Werkzeug: Die Kopfdrehung, die erforderlich ist, bevor ein Im-Ohr Hörgerät für eine andere Person zum ersten Mal sichtbar wird. Je mehr der Kopf gedreht werden muss, ehe das Hörgerät erkennbar wird, desto kleiner ist der sichtbare Bereich des Hörgeräts oder anders gesagt, desto weniger sichtbar ist es. Und das ist genau das, was Hörgeräteträger möchten.

Uns interessierte auch, welchen Winkel eine solche Kopfdrehung hat und ob es in dieser Hinsicht Unterschiede zwischen den Hörgeräten gibt. Erfordert zum Beispiel ein kleines CIC eine größere Kopfdrehung als das größere ITC?

Daraufhin haben wir einen Test entwickelt, mit dem der Winkel, bei dem das Hörgerät sichtbar wird, gemessen werden kann. Zu diesem Zweck haben wir Videos erstellt, in denen sich die Testpersonen um ihre eigene Achse drehen, beginnend bei 0°. Anschließend baten wir unabhängige Beobachter, sich die Videos anzuschauen und die Stop-Taste zu drücken, sobald sie das Hörgerät im Ohr der Testperson zum ersten Mal erkennen konnten. Da der Rotationswinkel jederzeit verfolgt werden konnte, war es uns möglich, den Winkel der Kopfposition genau zu bestimmen.

 

Durch diese Methode fanden wir heraus, dass verschiedene Formfaktoren von Hörgeräten bei unterschiedlichen Winkeln sichtbar werden. Wir verglichen dazu die neuen Virto B-Titanium Hörgeräte mit den jeweils entsprechenden Virto V Modellen. Die Virto B-Titanium Hörgeräte sind insgesamt kleiner, denn sie verfügen über eine dünnere Schalenwand und kleinere Komponenten. Wir gingen davon aus, dass sich dieser kleinere Formfaktor auch im Sichtbarkeitstest spiegeln würde. Und tatsächlich, der durchschnittliche sichtbare Bereich des Virto B-Titanium war kleiner als der sichtbare Bereich, der für Virto V Hörgeräte gemessen wurde. Bei Virto B-Titanium Hörgeräten war eine größere Kopfdrehung erforderlich, ehe der Beobachter sie sehen konnte. Das bedeutet, dass sie „weniger sichtbar“ sind.

Wir haben diese Strategie zur Messung der Sichtbarkeit weiterentwickelt und auch ein Demonstrations-Tool kreiert. Das Tolle an diesem Tool ist, dass Sie als Hörakustiker den Test mit echten Hörgeräteträgern durchführen und die Sichtbarkeit systematisch, d.h. anhand fester Regeln, bestimmen können. Sie müssen sich nicht mehr auf Ihren vagen subjektiven Eindruck über die Un-/Sichtbarkeit eines Hörgerätes verlassen.

Hier sehen Sie ein Video zum Demonstrations-Tool.

 

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